Der vergessene Rhythmus der Natur

Und dann kam der Sommer, die heißeste Zeit. Und hier wird klar, wie genial Hildegards

System wirklich ist. Juli, Mittag. Die Sonne brennt,

die Luft flimmert über den Feldern. In der Klosterküche ist es unerträglich heiß.

Die Steinöfen strahlen Hitze ab wie Vulkane. Die Nonnen schwitzen bei jeder Bewegung. Hildegard steht

in der Tür. Sie schaut hinaus. Sie sieht, wie die Natur leidet. Die Pflanzen hängen

schlaff. Die Tiere suchen Schatten. Selbst die Vögel sind still.

Sie geht nicht in die Gewürzkammer. Sie geht in den Kräutergarten. Sie pflückt Fenchel,

Dill, Zitronenmelisse, alles, was frisch und kühlend riecht.