Wahre Elternschaft im Kreidekreis

Ein besoffener Richter sorgt für mehr Gerechtigkeit als jedes Gesetzbuch. Schiller wusste schon damals,

dass das Theater dort eingreifen muss, wo die Justiz versagt, und Brecht liefert

mit dem Kaukasischen Kreidekreis den ultimativen Beweis. Da ist dieser Richter Azdak,

der säuft und sich bestechen lässt, aber am Ende als Einziger durchblickt. Er lässt zwei Frauen

in einem Kreidekreis um ein Kind ziehen. Die leibliche Mutter zerrt wie verrückt, weil sie das Kind

nur für das Erbe braucht. Die Magd, die es aufgezogen hat,

lässt los, weil sie dem Kleinen nicht wehtun will. Das geniale Urteil: Die,

die loslässt, ist die wahre Mutter. Wahre Elternschaft definiert sich eben durch Liebe,